DIE MUSIK
Das Repertoire und die Musikaufnahmen.
Das originale Repertoire der Steinkjerorgel war zuerst einmal die traditionelle, lokale Musik der Geiger in der Gegend um Steinkjer. Es bestand zum Großteil aus Rundtänzen und Walzern. Zusätzlich zu erwähnen sind Polka, Rheinländer (auch als "Schottisch" bekannt) und Mazurkas. Als die Popularität der Steinkjerorgel zunahm, wuchs natürlich auch die Nachfrage nach einem größeren Repertoire. Mit der Zeit wurden sogenannte "deutsche Tänze" populär, so wurden "Rheinländer" schon 1866 auf die Walzen geschlagen, während die Zahl der nordischen Polkas abnahm. Leider haben sich weder die Titel der Stücke noch ihre Herkunft erhalten.
Das werk Charles Karlsens: aufzeichnung
der Musik der erhaltenen Walzen.
Charles Karlsen an der Drehorgel des Egge Museums
Charles Karlsen hat sich über viele Jahre die Mühe gemacht, die Melodien der verbliebenen Instrumente zu sammeln. Er hat die meisten der noch existierenden Steinkjerorgeln in Norwegen besucht, um die Instrumente zu beschreiben und die Musikstücke auf den Walzen aufzunehmen. So kamen um die 1200 Aufzeichnungen von Melodien zustande. Einen großen Teil davon hat er katalogisiert und auch als Notenblätter herausgegeben. Sein Buch "28 positivslåtter" (28 Drehorgelmelodien) erschien 1996 und enthielt Notenblätter einiger der Drehorgeln, die zwischen 1860 und 1890 gebaut wurden.
Charles war einige Jahre für die Tageszeitung "Arbeider-Avisa" in Trondheim tätig, bevor er eine Tätigkeit beim Steinkjer und Egge-Museum aufnahm. Er hat neben dem Essay zum 50sten Jubiläum des Museums von Steinkjer 1979 unzählige Artikel für die Jahrbücher der Historischen Gesellschaft von Egge verfasst. In meinem digitalen Museum werden nun die Aufnahmen, die er gesammelt hat, als Referenz der Melodien zugänglich gemacht.
Das ist ein "work in progress" und es wird sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen, bevor alle Aufnahmen katalogisiert sind. Außerdem tauchen in Norwegen, aber auch im Ausland immer wieder Instrumente auf, die aufzunehmen und zu katalogisieren sind.
Heutzutage ist diese Dokumentation natürlich dank Internet und den damit verbundenen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation und des Filesharings bedeutend erleichtert. So konnten auch viele der Steinkjerorgeln, die von norwegischen Emigranten mitgenommen wurden, gefunden und die Musikstücke aufgenommen werden.
Die Musikdatenbank
Die Zylinder sind sowohl in kultureller als auch musikalischer Hinsicht historisch bedeutsam. Das ist dem Umstand geschuldet, dass sie einzigartige Zeugnisse digital aufgezeichneter Musik aus einer Zeit sind, die ansonsten bestimmt war durch die Weitergabe von Musik von einem Musikanten zum anderen.
Das Repertoire der Orgeln besteht bis auf wenige Ausnahmen aus Rundtänzen und die traditionellen norwegischen Rundtänze können in 4 Hauptgruppen, nämlich Walzer, Polka, Mazurka und Rheinländer unterteilt werden. Wie schon erwähnt, wurde zuerst einmal die Musik örtlicher Geiger auf Walzen gesetzt, wobei tatsächlich von vielen Melodien aus diesem Repertoire tatsächlich auch heute noch Gebrauch gemacht wird. Allerdings ist eine der größten Herausforderungen bei der Katalogisierung die Tatsache, dass die Titel der Stücke nicht überliefert sind, es wurden nämlich weder im Instrument noch auf den Zylindern die Titel notiert.
Ein großer Teil der jüngeren Musikstücke wurde von Notenblättern, die in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in großen Mengen erschienen, auf die Zylinder übertragen. Diese Notenblätter wurden von den Arrangeuren benutzt, so kann man z.B. Schumanns "Träumerei " auf einem Zylinder von 1885 finden, die mit ziemlicher Sicherheit von einem Notenblatt arrangiert wurde. Nachdem über die Herstellungszeit mehr als 500 Instrumente entstanden sind, gab es natürlich auch eine größere Nachfrage nach neuem und erweitertem Repertoire, für dessen Arrangement die Notenblätter, die einfach per Post bestellt werden konnten, gerne benutzt wurden. Um 1900 wurden die "Kornblumen-Bücher" regelmäßig herausgegeben und waren ein steter Quell der Erneuerung der Musikstücke. In der Rückschau wird für diese Musik in Norwegen der Begriff der "deutschen Musik " verwendet.
Zeitleiste
Auf der Website habe ich mich bemüht, die Entwicklung einer Melodie im Laufe der Jahre verfolgbar zu machen, deshalb sind Melodien, die mehr als einmal aufgenommen wurden in der chronologischen Reihenfolge gelistet, in der sie vermutlich entstanden sind. Das ermöglicht dem Hörer, die Verbesserungen der Instrumente durch die Hersteller im Lauf der Zeit zu beurteilen. Wenn eine Melodie auch in einer späteren Orgel gespielt wird, ist jede dieser Aufnahmen auch mit dem Jahr der Herstellung des Zylinders gekennzeichnet. Das sollte einen guten Überblick darüber geben, wie sich auch die Arrangements über die Zeit verbessert haben. Die Jahreszahl in der Datenbank ist also unabhängig vom Alter der Orgel, sondern bezieht sich immer auf das Herstellungsjahr des Zylinders.
Die dargebotene Musik der Steinkjerorgeln ist natürlich auch vom Zustand der Instrumente und ihres Pfeifenwerks abhängig, was eine Klassifizierung teilweise erschwert, ich habe dennoch versucht, eine Klassifizierung nach den folgenden Kriterien vorzunehmen. Wenn also eine Melodie zumindest Polka-mäßig klingt, wurde sie als Polka rubriziert. Neben der Qualität und dem Zustand des Instruments ist die Melodie natürlich auch von der Person, die die Orgel bedient, abhängig.
Klassifizierungen:
Der Rheinländer ist ein Paartanz in 2/4 oder 4/4-Takt in gemächlichem Tempo. In der Regel hat er zwei Acht-Takt-Wiederholungen.
Walzer ist ein Paartanz im 3/4-Takt, der seine Ursprünge im 18. Jahrhundert hat und vorwiegend aus Österreich stammt.
Der Galopp ist ein deutscher Paartanz, lebhaft und sprunghaft und im 19. Jahrhundert in ganz Europa populär war.
Der Marsch ist eigentlich tatsächlich zum Marschieren gedacht, entweder im 4/4 oder 2/4-Takt, seltener auch im 6/8-Takt. Spezielle Formen sind der Hochzeits- und Trauermarsch.
Die Mazurka ist ein aus Polen stammender stilisierter Tanz im mäßig langsamen bis sehr raschen Dreiertakt.
Pols ist ein alter norwegischer Volkstanz im 3/4-Takt, der als Paartanz getanzt wird
Die Polka ist ein beschwingter Rundtanz im lebhaften bis raschen Zweivierteltakt und ist um 1830 in Prag sehr populär.
Einige Melodien konnten nach diesen Kategorien nicht eingeordnet werden, dabei handelt es sich zum größten Teil um zur Entstehungszeit der jeweiligen Orgeln populäre Musik, diese werden in einer eigenen Rubrik geführt..